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Kapitel 2 - Über das Internet


Im ersten Kapitel dieser Einführung haben Sie Bekannschaft mit einem Teil des Internets, dem World Wide Web, gemacht. Das WWW ist aber nur der neueste Dienst im Internet, der die Popularität des Internets seit etwa 1994 so sprunghaft hat wachsen lassen. Das Internet ist aber viel älter. Um dieses ungewöhnliche Medium, seine Chancen und auch Gefahren zu begreifen, müssen wir über den Tellerrand des WWW hinausblicken und etwas über die Grundlagen und Geschichte des Internet lernen. Der Zweck dieses zweiten Kapitels ist es, Ihnen einen Überblick über das Internet als Ganzes zu geben.

2.1 Was ist das Internet?

Die Idee des Internet ist Ende der 60er Jahre daraus entstanden, dass amerikanische Militärs die Verletzlichkeit einzelner Zentralrechner fürchteten und beschlossen, statt einer Zentrale ein Netzwerk von über das Land verteilten Computer aufzubauen. Der Leitgedanke dabei war, das Netzwerk so aufzubauen, dass ein Ausfall einzelner Computer und Verbindungsleitungen das Funktionieren des Netzwerks nicht gefährden durfte.

Aus dieser Vorgabe wurde gegen Ende der 70er-Jahre ein Mechanismus entwickelt, wie die Computer miteinander in Verbindung stehen konnten, auch wenn z.B. eine direkte Leitung von einem Ort zum anderen ausfiel. Das ergab ein Kommunikationsprotokoll, das nicht auf festen Verbindungen beruhte, sondern die Möglichkeit bot, je nach Situation verschiedene Wege zur Verbindung zweier Computer (Netz-Knotenpunkte) zu benutzen. Dieses Protokoll wurde TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) genannt, und bildet noch heute den Standard, auf dem das gesamte Internet aufgebaut ist.

Doch was kann das Internet? Im Prinzip etwas ganz Einfaches (kompliziert ist nur, wie das technisch realisiert wird): Das Internet gibt jedem am Internet angeschlossenen Computer die Möglichkeit mit jedem anderen am Internet angeschlossenen Computer Verbindung aufzunehmen und Daten auszutauschen.

Das Wort Möglichkeit muss betont werden, denn ob, und wenn ja, welche Daten von einem Computer übers Netz geholt werden können, bestimmen die Betreiber des Computers. Also keine Angst: Wenn Sie Ihren PC ans Internet anschliessen, heisst das noch lange nicht, dass z.B. Daten auf Ihrer Festplatte gestohlen werden können. Normalerweise ist Ihr PC nur ein Client, d.h. er ist "Kunde" bei anderen Computern auf dem Netz (sogenannten Servern), die Daten auch wirklich freiwillig zum Abholen bereitstellen.
Allerdings kann auch auf einem PC Server-Software installiert werden. Bevor Sie das tun, müssen Sie sich natürlich Gedanken zur Sicherheit Ihrer Daten machen. Denn auch wenn Sie den Server eigentlich nur installieren, damit Sie Daten mit Ihren Kolleginnen im nächsten Büro austauschen: Sobald Ihr PC oder Ihr Firmennetzwerk mit dem Internet Verbindung hat, können alle Computer im Internet (ca. 40 Millionen Ende 1995) genau gleich Verbindung mit Ihrem PC aufnehmen wie der Kollege nebenan und Sie tun gut daran, Ihre Daten mit Passwörtern zu schützen.

Diese grundsätzliche Möglichkeit des Internets, zwischen zwei beliebigen Computern auf der Welt eine Verbindung herzustellen, ist mit dem Telefon vergleichbar: Sie wählen eine Nummer und Ihr Telefon wird mit einem anderen Telefon irgendwo auf der Welt verbunden. Ein grosser Unterschied besteht beim Internet darin, dass es komplett egal ist, wo auf der Welt der andere Computer steht - die Verbindung kostet immer gleichviel, ob es nun der PC des Nachbarn gegenüber oder ein Server in den USA ist (ca. Fr. 0.10 / Minute durchschnittlich, also etwa soviel wie Telefonieren in die Nachbarzone).

Beim Telefon steht Ihnen im Prinzip nur eine Dienstleistung zur Verfügung, nämlich die Übermittlung von Tönen. Auch daraus lässt sich schon einiges machen, z.B. mit einem Fax, der Bilder in Töne umwandelt, damit sie übers Telefon verschickt werden können, oder mit Modems, die Daten "vertonen". Der Verbindungsaufbau bei Fax und Modem ist aber ziemlich langwierig.

Das Internet hingegen ist darauf angelegt, Verbindungen zur Übermittlung von Daten in Sekundenschnelle herzustellen. Was für Daten das sind, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Grundsätzlich sind alle Informationen Daten: Töne, Bilder, Filme, Texte, Messwerte, Zahlentabellen etc. und können deshalb über das Internet transportiert werden. Einzig die Datenmenge spielt eine Rolle: Filme und Töne bestehen aus sehr viel Daten, und brauchen deshalb u.U. viel Zeit, um transportiert zu werden. Texte hingegen sind sehr sparsam (der gesamte Text dieser Einführung besteht aus weniger Daten als eine Sekunde Musik in CD-Qualität!). Aus diesem Grund ist noch ein Grossteil der Internet-Dienste auf Text aufgebaut. Erst mit dem WWW kamen Bilder und teilweise schon Töne und kurze Filmsequenzen dazu.

Das Internet selber ist also nur ein Netz, um Daten zu transportieren. Was das für Daten sind, ist auf der grundlegenden Ebene egal (der Ebene des Datentransfers, dem TCP/IP Protokoll).
Datentransport allein bringt aber noch gar nichts. Die Daten müssen einen bestimmten Zweck haben. Darum wird das Internet erst durch die Internet-Dienste, die auf dem Datentransfer aufbauen, interessant.

Bevor wir uns der "Netiquette" und der Beschreibung der einzelnen Internet-Dienste zuwenden, haben Sie wieder die Möglichkeit, zu den folgenden Themen etwas mehr Details zu lesen, wenn es Sie interessiert (Sie brauchen die Information aber nicht unbedingt, um im Kurs weiterzufahren):

Zusammenfassung: Das Internet an sich macht die Verbindung zwischen zwei beliebigen Computern auf dem Netz zum Austausch von Daten möglich durch das TCP/IP-Protokoll. Eine Besonderheit dabei ist, dass die Verbindungen nicht von ganz bestimmten Leitungen abhängig sind, sondern flexibel zustande kommen auf einem Weg, der gerade funktioniert. Darum ist das Internet recht unempfindlich auf Ausfälle einzelner Computer oder Leitungen im Netz, und funktioniert bei Störungen meist weiter, wenn oft auch langsamer, weil die Daten Umwege fahren müssen.
Ungewohnt ist auch, dass die Verbindungen immer gleichviel kosten, egal wie gross die Distanz ist.
Schliesslich nützt das Internet allein noch nichts; erst die verschiedenen Internet-Dienste, die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden, nutzen das Potential des Internet.

Klicken Sie auf den "Nächste Seite"-Knopf unten, um zum Kapitel 2.2 zum Thema "Netiquette" zu kommen.


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© 1995,1996, echo.ch & Internet Café Klubschule Migros Aargau/Solothurn
Autor: Lukas Zeller (email: luz@zep.ch)

Der Autor freut sich über Anregungen und Kommentare zu dieser Internet-Einführung!

Letzte Änderung: Freitag, 12. Januar 1996, Lukas Zeller

URL: http://www.echo.ch/edu/klubschuleag/kurs4.htm